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Indienreise


Von der Landung bis hin zum Rückflug wurden wir während unserer Indienreise von verschiedensten Eindrücken überwältigt. Obwohl wir mitten in der Nacht angekommen sind, wurden wir von einem Empfangskomitee bestehend aus den Gastfamilien, Schülern und Lehrer der Amity School mit Blumenkränzen empfangen. Meine ersten Eindrücke von Indien waren die grosse Anzahl Leute, die, obwohl es weit nach Mitternacht war, überall unterwegs waren, sowie die abenteuerliche Fahrt vom Flughafen nach Noida. In Indien gelten „andere“ Verkehrsregeln als in der Schweiz: hupen und einfach weiter fahren - das kleinere Fahrzeug wird dann schon ausweichen.

Der erste Tag in Indien begann bereits nach etwa 4 Stunden Schlaf. Wir trafen unsere Schülerinnen in der Schule, wo wir kurz begrüsst und dann sogleich mit einem Tourguide in einen Bus verfrachtet wurden. Erster Stopp: Humayums Tomb. Das erste von vielen beeindruckenden Bauwerken, die wir in Delhi gesehen haben. Was mir jedoch am meisten geblieben ist, ist der erste von vielen weiteren „Fotoüberfällen“: Plötzlich rannte eine indische Familie mit drei kleinen Kindern auf mich zu. Wortlos wurden die Kinder von ihrer Mutter um mich herum platziert und dann begannen sämtliche erwachsenen Familienmitglieder mit ihren Handys Fotos zu machen. Nach ein paar Fotos liefen sie dann weiter, als wäre nichts gewesen.

Diese „Fotoüberfälle“ begleiteten uns die gesamte Reise. Ich weiss nicht, auf wie vielen indischen Handyfotos wir verewigt sind. Nach Erlaubnis hat fast niemand gefragt. Im besten Fall hiess es: „Photo please, you’re white“. Man stelle sich vor, ein Tourist aus Indien läuft in Zürich durch die Bahnhofstrasse und alle Schweizer rennen mit ihren Handys hinterher und fotografieren oder posieren sogar neben ihm.

Der Nachmittag war eines meiner Highlights in Indien, denn wir unternahmen eine Riksa Tour durch Old Delhi. Einmal mehr hatten wir Gelegenheit, uns über die „fehlenden“ Verkehrsregeln in Indien zu wundern. Von Bussen, über Autos, Tuk-Tuks und Riksas bis hin zu den Kühen bewegen sich alle auf der Strasse, ohne dass Lichtsignale oder Verkehrsschilder nötig wären. Hupen und fahren lautet die Devise. Warum es zu keinem Unfall kommt, ist mir schleierhaft. Das System scheint zu funktionieren. Anders als in der Schweiz, kommt man relativ zügig vorwärts. Stau gibt es eigentlich nicht, sämtliche Verkehrsteilnehmer kommen in ihrem Tempo voran.

An diesem Nachmittag hatten wir auch das erste Mal einen Eindruck von den frappanten gesellschaftlichen Unterschieden, die in Indien herrschen. In unserem klimatisierten Bus wurden wir mit diversen Snacks und Lunch versorgt, während wir draussen durch die Scheiben bettelnde Kinder und Leute, die am Strassenrand unter einem Blechdach leben, sahen.

Nach diesem ersten sehr intensiven Tag, folgten vier aufeinanderfolgende Feiertage, welche die Schülerinnen bei ihren Gastfamilien verbrachten. Am letzten Feiertag lud eine Gastfamilie die ganze Schweizer Delegation zum Frühstück ein, was uns Gelegenheit für viele spannende Gespräche gab. Die Aussage eines Gastvaters beschäftigte uns auch später noch. Er meinte nämlich, dass in Indien jemand, der arbeiten möchte, auch Arbeit finden würde. Diese Aussage steht bei genauerer Betrachtung im Widerspruch zum Kastendenken der Inder. Dies würde nämlich bedeuten, dass beispielsweise jemand aus den Slums sein Leben ändern kann, indem er sich einen Job sucht und sich hocharbeitet. Dies impliziert gleichzeitig auch, dass man für den eigenen (beruflichen) Erfolg in seinem Leben verantwortlich ist. Dies steht eigentlich im Widerspruch zu dem Glauben, dass man in eine Kaste hineingeboren wird und das Kastensystem den Menschen die gesellschaftliche Stellung aufzeigt, aus der sie im jetzigen Leben nicht entfliehen können. Aber vielleicht sind das ja Anzeichen für ein Umdenken der indischen Mittelschicht?

Nach den Feiertagen trafen wir uns alle wieder und der für jeden Indien-Reisenden obligatorische Besuch des Taj Mahals stand auf dem Programm. Keines unserer Fotos wird dem Original gerecht - das Bauwerk ist in Realität noch viel beeindruckender. 20'000 Arbeiter und 1'000 Elefanten arbeiteten 18 Jahre lang an der Fertigstellung dieses gigantischen Bauwerks. Deshalb hat es mich umso mehr verwundert, dass es den Eindruck macht, als würden die Verantwortlichen es heute nicht einmal schaffen, die Gärten und Teiche rund um das Taj Mahal in Schuss zu halten. Bei genauerem Hinsehen entdeckten wir abblätternde Farbe im Teich vor dem Taj Mahal und ungeschnittene Sträucher säumten den Fussweg zum Mausoleum.

An den letzten beiden Tagen unseres Aufenthalts war es dann endlich soweit und wir besuchten die Amity School. Die angekündigte Diskussion zwischen Schweizer und Indischen Schülern über unser duales Berufsbildungssystem entpuppte sich als Podiumsdiskussion vor mehreren hundert Schülern der Schule. Aber nach dem kurzen Schock konnten wir trotzdem das vielfältige Programm, das unsere Gastgeber zusammengestellt haben, geniessen: Schulführung, Aufführung von diversen traditionellen Tänzen, indische Kunst, Yoga, Apero und viele, viele interessante Gespräche. Die zwei Tage an der Schule vergingen viel zu schnell.

Voller neuer, und teilweise auch etwas zwiespältiger Eindrücke stiegen wir ins Flugzeug zurück in die kalte Schweiz, wo wir uns wieder ohne ständig fotografiert zu werden, frei auf den Strassen bewegen können ;-).

 
Kantonsschule Wettingen
Klosterstrasse 11
5430 Wettingen
T +41 56 437 24 00
kanti-wettingen@ag.ch
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