Suche
 

Russland-Korrespondent Peter Gysling berichtete über Russland

Das Ergänzungsfach Geschichte hatte sich viel vorgenommen: Wir wollten Russland verstehen. Das Buch „Secondhand-Zeit“ von Swetlana Alexijewitsch sollte uns der Schlüssel zu diesem Verständnis sein. Die Autorin hat 2015 den Literatur-Nobelpreis erhalten. Eine Vielzahl von Schicksalen begegnete uns in diesem Text: Enttäuschte Funktionäre, vom Krieg traumatisierte Soldaten, skrupellose Oligarchen, alleinerziehende Mütter, die Opfer einer verrohten Gesellschaft wurden und immer wieder Alkoholismus und Suizid. Die Texte warfen viele Fragen auf.

Peter Gysling, der langjährige Korrespondent des Schweizer Radios und Fernsehens in Moskau stellte sich unseren Fragen am 13. Januar 2016 und liess uns in seinem Referat an seiner Einschätzung der Entwicklung und der Situation in Russland teilhaben. Eindrücklich schilderte und illustrierte er den Umbruch 1991, als die rote Fahne mit Hammer und Sichel auf dem Kreml eingeholt wurde und nun Demokratie und Marktwirtschaft herrschen sollten. Mit beidem hatte man in Russland keine Erfahrung. So erlebten viele Menschen diesen Umbruch zunächst als Verlust von Sicherheit und Stabilität. Andere bereicherten sich skrupellos bei der Priviatisierung der Staatswirtschaft. Die Anarchie der Jelzin-Jahre wurde abgelöst vom autokratischen Regime Putins. Jetzt konnte man verhaftet werden, wenn man an einer Demonstration die russische Verfassung hochhielt. Begleitet von einer massiven Staatspropaganda strebt Russland wieder nach alter Grösse: Die Annexion der Krim und das Engagement in der Ostukraine und in Syrien sollen Russland wieder als Grossmacht etablieren, während die Bevölkerung unter einer massiven Korruption und Inflation leidet und die für das Land wichtigen Erdöl- und Erdgaseinnahmen sinken.

Peter Gysling verstand es hervorragend, den zahlreichen Schülerinnen und Schülern und vielen Lehrpersonen diese Entwicklung darzustellen. In seiner Tätigkeit als Korrespondent war er immer nah am Geschehen, musste aber mehrfach erkennen, dass Ereignisse auch eine sehr unerwartete Wendung nehmen können. Trotzdem machte er deutlich, dass ihn die aktuelle Entwicklung in Russland doch eher skeptisch und pessimistisch stimmt.

 

 
Kantonsschule Wettingen
Klosterstrasse 11
5430 Wettingen
T +41 56 437 24 00
kanti-wettingen@ag.ch
Kantonsschule Wettingen
Klosterstrasse 11
5430 Wettingen
T +41 56 437 24 00
kanti-wettingen@ag.ch