Treffpunkt Bildung

Am 5. September öffneten wir unsere Türen und zeigten allen Eltern unserer aktuellen und zukünftigen Schülerinnen und Schüler sowie allen Bildungsinteressierten, wie wir arbeiten. Die Angebote waren über das ganze Schulgelände verteilt. Sie reichten von Klosterführungen, einem "Porträtautomaten" und einem Musik-Café bis zu Vermessung, Theater und vielfältigen Naturwissenschaftsexperimenten. Der folgende Bericht aus dem Fachbereich Mathematik zeigt exemplarisch, wie das Programm vom Publikum genutzt wurde. 

Vielen Dank allen Wagemutigen, die am Tag der Bildung die Karotten der Fachschaft Mathematik gekostet und ihr Urteil abgegeben haben, teilweise mit sachkundigen Kommentaren. Hier das Ergebnis der Umfrage.

Zur Erinnerung: Sie konnten den Geschmack von Karotten aus biologischem bzw. konventionellem Anbau vergleichen. Wir vermuteten, dass Bio-Rüebli schmackhafter sind. Um das zu überprüfen, gingen wir zunächst vom Gegenteil aus, nämlich von der Annahme, dass Bio-Karotten gleich oder sogar weniger schmackhaft sind als konventionell angebaute. Diese Annahme oder "Nullhypothese" versuchten wir zu widerlegen.

Wir erhielten 118 Antworten. Um mit 95%-iger Sicherheit behaupten zu können, dass (unsere) Bio-Rüebli besser schmeckten als die (unsere) anderen Rüebli, hätten mindestens 69 Testpersonen den Bio-Karotten den Vorzug geben müssen.

In Wahrheit verhielt es sich umgekehrt: Nur 39 der Antwortenden fanden die Bio-Rüebli besser, die anderen 79 zogen die gewöhnlichen Karotten vor. Hätten wir die Frage anders gestellt, nämlich: "Wird eine der angebotenen Karottenarten bevorzugt?", könnten wir nun schliessen, dass die konventionell angebauten Karotten besser schmeckten. Allerdings dürfen wir, da wir ja keine Statistiken fälschen wollen, die Fragestellung nicht nachträglich ändern. Unser Fazit lautet also:



Wir können aus den Resultaten unserer Umfrage nicht schliessen, dass Bio-Rüebli schmackhafter sind (bzw. dass unsere Bio-Rüebli schmackhafter waren).

An unserem Beispiel werden die typischen Fallstricke sichtbar, die in statistischen Experimenten stecken. Trotz korrekter Auswertung wäre es fahrlässig, aus den Daten Rückschlüsse zu ziehen in Bezug auf den Geschmack von Bio-Rüebli oder gewöhnlichen Rüebli, denn unsere Versuchsanordnung war zu wenig wissenschaftlich. Zurecht wurde bemängelt, dass es sich bei den beiden Proben nicht um die gleiche Sorte Karotten gehandelt hat. Zudem hätte das Gemüse unter identischen Bedingungen – bis auf verwendete Chemikalien – angebaut und geerntet werden müssen. Das war uns aus verschiedenen Gründen leider nicht möglich!

Wir hoffen dennoch, dass wir Ihnen zeigen konnten, wie attraktiv zeitgemässer Mathematikunterricht sein kann.