Mein Kind wird volljährig – was nun? Erwachsen und doch abhängig

Er ist ein Meilenstein, der 18. Geburtstag! Der Übergang zur Volljährigkeit beschäftigt alle Involvierten und das Ereignis zieht – wie an diesem Anlass der IGEL offensichtlich war – viel Aufmerksamkeit auf sich. Rund 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung, sich mit dem Thema Volljährigkeit auseinanderzusetzen. Sie wurden von drei Referierenden an verschiedene Aspekte herangeführt und konnten im Anschluss individuelle Fragen zu stellen. Die 3 Referenten, Antonia Stutz, Regine Rust und Paul Zübli beleuchteten das Thema „Mein Kind wird volljährig – was nun? Erwachsen und doch abhängig“ aus verschiedenen Perspektiven.

Antonia Stutz (lic. iur., Voser Rechtsanwälte, Baden) zeigte rechtliche Aspekte der Volljährigkeit anhand von Beispielen bzw. Fragestellungen auf. Sie hob in ihrem Referat finanzielle Faktoren, Informationsrechte und Pflichten der Schule, sowie mit dem Ausbildungsplan verbundene Fragestellungen hervor. Das Referat war sehr kompetent und die Fragen aus dem Plenum wurden professionell beantwortet.

Regine Rust, Sozialarbeiterin FH, Beratungszentrum Baden, zeigte detailliert die psychologischen Aspekte der „Zäsur Volljährigkeit“ auf. Die Entwicklung der Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen von den ersten Fähigkeiten und Kompetenzen, über die Identität bis zur Intimität birgt einige Herausforderungen, die an diesem Abend in den Fokus gerückt wurden. Kommunikative Chancen im Umgang zwischen Eltern und jungen Erwachsenen wurden erläutert. Die tragende Rolle, die Eltern im Leben ihrer Kinder spielen, wurde ins Bewusstsein gerufen, genau so die Wichtigkeit, sich als Eltern zu vernetzen, zu sich Sorge zu tragen und offen für Informationen und Unterstützung zu sein. Aus dem Plenum wurden dazu einige Fragen gestellt, die umfassend vertieft wurden.

Während ihrer Schulzeit an der Kanti Wettingen erreichen alle unsere Schülerinnen und Schüler die Volljährigkeit. Das stellt besondere Anforderungen an uns als Schule und erfordert Überlegungen, wie der Umgang damit gestaltet sein soll. Paul Zübli, Prorektor Kantonsschule Wettingen, umriss schulische Zusammenhänge von Volljährigkeit und Ausbildung, sowie damit verbundene Fragen anhand eines Beispiels. Er konnte aufzeigen, wie juristische Aspekte und pädagogische Überlegungen je nach Fall gegeneinander abgewogen werden. Grosser Wert wird darauf gelegt, zuerst den persönlichen Kontakt mit den volljährigen Studierenden zu suchen. Es besteht aber auch die Überzeugung, dass es ratsam und hilfreich sein kann, die Eltern miteinzubeziehen. Ein sorgfältiges Zuhören, Hinschauen und Entscheiden ist von grosser Bedeutung. Die Gratwanderung zwischen pädagogischen Anliegen und juristisch angemessener Strenge ist nicht immer einfach zu finden, zum Beispiel wenn es um Promotionsentscheide und Disziplinarmassnahmen geht. Die Praxis der Kommunikation mit den Schülern und Eltern an der Kantonsschule Wettingen wurde am Beispiel des Referats ebenfalls deutlich.

Anschliessend an die drei Referate fand eine Diskussions- und Fragerunde mit den Vortragenden statt. Aus dem Publikum wurden zwar eher wenige, aber zentrale Fragen gestellt: Kann man den Zugriff auf ein Bankkonto, das man für sein Kind eröffnet hatte, steuern? Was wird noch als Erstausbildung erachtet, wenn der junge Erwachsene einen Ausbildungsweg abbricht? Ab wann kann eine finanzielle Beteiligung an Haushaltskosten eingefordert werden? Was trägt die Schule fachlich in der Vorbereitung auf den Schritt in die Volljährigkeit bei (Fächer Wirtschaft+Recht, Geschichte etc.). Dies sind einige Beispiele, die von Elternseite zur Sprache gebracht wurden.

Das Thema Volljährigkeit vereinigt viele Fragen und Unsicherheiten, aber auch Hoffnung und Vorfreude. Es wird Eltern von Kindern an unserer Schulstufe immer beschäftigen. Dass diese Veranstaltung auch bei ihrer zweiten Auflage auf grosses Interesse stiess, bestätigt die IGEL darin, das Thema in regelmässigem Turnus wieder aufzugreifen.